Der allerschönste Job der Welt

Wenn mir mein Berufsberater damals kurz vor Ende der Schulzeit gesagt hätte: „Werden Sie doch Neugeborenen-Fotografin“, dann hätte ich ihn sicherlich ganz schräg angeschaut. Waaas? Ich??? Och nö. Ich war sowas von weit davon entfernt, Babys fotografieren zu wollen: weder geposed noch im Lifestyle-Stil. Seit ich meine erste Kamera mit Anfang 20 bekommen habe – ein Geschenk von meinem Papa nach meinem monatelangem Krankenhausaufenthalt – wollte ich eigentlich nur Landschaften und große Menschen im Bereich Porträt und Beauty fotografieren.

Das änderte sich jedoch schlagartig, als ich mit meinem 2. Kind schwanger war. Aus heiterem Himmel wollte ich alles über die Neugeborenenfotografie wissen – ich las sehr viele Bücher und Internetseiten durch und schaute etliche Video-Tutorials. Als meine Kleine dann da war, versuchte ich mich dann an der Neugeborenenfotografie. Yeah, mein erstes Model – selfmade. Ich hatte genau ein Bild vor Augen, wie die Bilder aussehen sollte. Tja, aber es wollte in echt nicht so recht werden, wie es vor meinem inneren Auge aussah. Ich probierte es dann noch zwei-drei Male an den Babys von Freunden, aber es wollte trotzdem nicht so recht werden.

Schnell stellte ich fest, dass alles einfacher aussah als es tatsächlich ist. Ich hätte zu diesem Zeitpunkt sagen können: „Na gut, ich habs versucht. Soll aber nicht sein.“ Aber nein, ich habe mich dazu entschlossen, es richtig zu erlernen. Und so besuchte ich einen Workshop nach dem anderen, um von den ganz Großen in diesem Business zu lernen. Aus dem anfänglichen Interesse wurde also Leidenschaft. Ich war sowas von Feuer und Flamme, die Winzigkeit der kleinen Menschen in schönen Bildern als Erinnerung für IMMER festzuhalten. 

Ich musste viel lernen, angefangen von Lichtsetzung, Kombination von Accessoires und Requisiten und das Arbeiten in sehr warmen Räumen. Aber auch – das wahrscheinlich Wichtigste – alles über die Sicherheit beim Fotoshooting. Es gilt immer Safety First und das Wohlbefinden der kleinen Menschlein. 

Auch wenn ich die ersten zwei Jahre meiner Laufbahn als Babyfotografin mobil war, also zu meinen Kunden nach Hause gefahren bin, um Fotos zu machen, hatte ich, wie gesagt, ein ganz bestimmtes Bild vor Augen wie meine Babyfotos aussehen sollten. Das hieß, ich bin jedes Mal mit vollem Auto zu den Familien gefahren und hatte alles dabei wie Hintergründe, Schalen, Felle, Outfits, Tücher, Lichter etc. Das war jedes Mal ein unglaublicher Kraftakt, alles reinzutragen und aufzubauen und so beschloss ich nach zwei Jahren, ein eigenes kleines Fotostudio zu eröffnen. Und seit diesem Zeitpunkt ging es gefühlt richtig los. Ich war schnell gut gebucht und durfte viele liebe Familien in meinem kleinen Reich begrüßen. 

Studio Transformation

Nun fotografiere ich schon seit vier Jahren in diesen Räumlichkeiten und im Laufe der Zeit hat sich hier viel geändert. Mein Stil und die Art der Fotos haben sich weiterentwickelt und so wurde mein Fotostudio auch regelmäßig dementsprechend umgebaut. Meine Kunden sind immer wieder überrascht, dass ich kein riesiges Loft besitze, sondern nur diese kleine Fläche, da es auf Fotos anders scheint. Auch wenn ich mich jetzt gerade unglaublich wohl und angekommen fühle, kann man nie ausschließen, dass ich irgendwann wieder einen Gedankenflitz kriege und diesen unbedingt umsetzen muss. 

Also wenn meinem Berufsberater einen Tipp geben dürfte, was er zu diesem Beruf- nein: zu dieser Berufung sagen soll: „Ein Neugeborenen- oder Familien-Fotograf zu werden, ist der allerschönste Beruf der Welt. Er ist vielseitig, herzerwärmend und einmalig, aber aller Anfang ist schwer und man darf keine Kosten und Mühen scheuen, um sich bestmöglich hierfür auszubilden und das stetig. Es ist außerdem kein 9-17 Uhr Job, sondern geht temporär oft über die normale Büroarbeitszeit hinaus. Aber wenn es das ist, was du wirklich möchtest, dann wird man mit dem Gefühl belohnt, Erinnerungen für eine Familie geschaffen zu haben, die weitergegeben werden und unbezahlbar für sie sind: wunderschöne Bilder ihrer großen Lieben, ihrer Kinder.“